Turbine Halle – 1. FC Zeitz 3:4

Aus Zeitzer Sicht:

HALLE (SAALE)/MZ. "Herbstmeister, Herbstmeister", brüllten die Zeitzer C-Junioren in der Kabine. Das Team hatte bei Turbine Halle im letzten Hinrundenspiel 4:3 gewonnen. Und über den errungenen Herbstmeistertitel brachen bei den Elsterstädtern Glücksgefühle aus. "Unsere C-Junioren sind in der Landesliga überraschend Herbstmeister geworden. Das Team hat sich gut auf Großfeld eingefunden", freute sich der Jugendleiter des 1. FC Zeitz Thomas Säuberlich. Die Verfolger, die noch Spiele austragen müssen, können, wenn sie alle Nachholspiele gewinnen, nicht mehr an den Elsterstädtern vorbeiziehen.

Mit einem Erfolg bei Turbine Halle, die vor diesem Spiel auf heimischem Platz ungeschlagen waren, machten die Zeitzer den inoffiziellen Titel perfekt. Das Ziel der Elsterstädter war eindeutig Klassenerhalt für diese Saison. Mit 28 Punkten sollte das Thema Klassenerhalt abgehakt sein, obwohl es vier Absteiger nach Beendigung der Saison gibt. Der Vorteil für die Zeitzer sei, das Team darf Staffelsieger werden, muss aber nicht.

Immerhin sei ein großer Teil des jetzigen Aufgebotes vor zwei Jahren aus der D-Landesliga abgestiegen. Als Verstärkung kam im Vorjahr Etienne Kalkofen (früher Droyßig) und vor dieser Saison die talentierte weibliche Spielerin Colleen Herrmann (früher Nessa) hinzu.

Der gelungene Saisonauftakt mit dem 2:0-Auswärtssieg beim Halleschen FC II hatte den Zeitzern die nötige Sicherheit für den Saisonverlauf gegeben. Auch Rückschläge wie beim 0:6 in Kemberg sowie das unglückliche 1:2 zu Hause gegen Eisleben steckten die Zeitzer trotz einer schwächeren Schlussphase der Hinrunde weg. Zumindest die zweite Halbzeit bei Turbine Halle erinnerte an gute Begegnungen der ersten Halbserie. Zeitz stellte bei Turbine wieder auf das alte System um, spielte mit einer Spitze, einem kompakten Mittelfeld und einer Viererkette in der Abwehr. Vorerst brauchten die Clubspieler auf gut bespielbarem Schneeplatz eine Halbzeit, um sich an die Umstellung auf Boden und Taktik zu gewöhnen. Trotz der schnellen Führung der Gäste durch Erik Schümann machten die Hallenser das Spiel. Die Zeitzer standen zu weit von Gegenspielern weg. Turbine drehte das Match völlig verdient, führte bis kurz vor der Pause 3:1. Die Burgenländer, die durch Kalkofen zweimal völlig frei am starken Schlussmann der Hausherren scheiterten, kamen fast mit dem Halbzeitpfiff zum wichtigen 2:3-Anschlusstreffer. Schümann setzte sich wieder energisch durch, wurde im Strafraum von den Beinen geholt. Der gut amtierende Schiedsrichter aus Halle zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt. Sebastian Frank traf sicher. "Der Anschlusstreffer vor dem Wechsel war sehr wichtig", sagte der Vater von Erik Schümann Volker Popko.

Nach einer Pausenansprache gingen die Zeitzer neu motiviert in die zweite Spielhälfte. Die Elsterstädter bestimmten nun ganz klar das Geschehen. Turbine war nur noch bedacht, das Ergebnis zu behaupten, kam minutenlang nicht aus ihrer eigenen Hälfte heraus. Die Zeitzer spielten aggressiv und erarbeiten sich wieder Chancen. Einen Schuss von Leon Gottschild holten die Hausherren für ihren geschlagenen Torhüter von der Linie. Dann war es soweit. Marko Sapina drang in den Hallenser Strafraum ein und wurde gefoult. Wieder pfiff der Unparteiische Elfmeter. "Ich wurde klar zu Fall gebracht", sagte der Zeitzer Mittelfeldspieler. Frank verwandelte sicher. Dann machte Frank mit einem Freistoßtor aus großer Entfernung das 4:3 und das Glück der Zeitzer perfekt.

Aus Sicht der Turbineros:

Schade. Da hatte der Nikolaus nach seiner Donnerstagstour noch drei Punkte im Sack, die er unseren C-Jugend-Turbineros mit leichter Verspätung gern in die Fußballschuhe gelegt hätte. 3:1-Führung nach 25 Minuten gegen den Spitzenreiter, ansehnlicher Sport unserer Felsenelf, schnelle Kombinationen vor allem über die linke Seite, ein klein bisschen Hurrafußball. Und die zahlreichen Zuschauer, Eltern, Urgesteine, Geschwister und Freundinnen staunten nicht schlecht, was unsere Blau-Weißen in den roten Trikots auf den leicht schneebedeckten Rasen zauberten. Es war herrlich anzusehen, wie der Tabellenachte den Tabellenführer ein ums andere Mal in Bedrängnis brachte, eine höhere Laufbereitschaft als der Gegner an den Tag legte und dabei nicht vergaß, Tore zu erzielen (Ian, Aron, Corny). Gute Arbeit in den letzten Wochen, dachte sich der Trainer am Spielfeldrand; das Orchester spielt, die Besucher schauen gebannt zu, die Turbine wandelt Schnee zu Gold. Das Zeitzer Bollwerk wackelte gewaltig, fiel aber nicht. Und dieses Bollwerk bestand auch nur aus einer Person, die das Zeitzer Team auch nur dadurch von anderen unterscheidet. Aber mit welcher Präsenz Sebastian Frank sein Team führt, ist beeindruckend. Körperlich überragend, verbal motivierend, immer den Erfolg im Auge, war es nur ihm zu verdanken, dass der Nikolaus die Punkte dann doch in die Gästeschuhe steckte und unser Team mit leeren Händen ins Weihnachtsfest schickte. Zwei Elfmeter und ein Freistoß aus dreißig Metern reichten aus, um das Spiel zu kippen und um zu beweisen, dass ein überragender Akteur im C-Jugendbereich ausreicht, um nicht nur dieses Spiel, auch offensichtlich alle anderen Spiele entscheidend zu beeinflussen. Aber eines ist sicher: Lernen werden wir aus diesem Misserfolg, der auch verdeutlichte, wo unsere Grenzen liegen, wo wir ansetzen müssen, um nicht nur nach Halbzeit eins den Applaus des Publikums erfahren zu dürfen. Diese Niederlage haut uns nicht um, auch die individuellen Fehler, die zu den Toren zwei bis vier führten, können uns nicht vom eingeschlagenen Weg verjagen; wir waren nahe dran am Paukenschlag, doch kurz vor dem Auftreffen der Schlegel grätschen uns die Elsterkicker das Instrument von der Bühne, die Punkte verschwanden auf der A9 gen Süden und ein langer Winter ohne Punktspiele steht vor der Tür. Aber so sicher, wie die Lehmannsche Villa auf dem Felsen thront, so sicher ist auch, dass die C-Jugend Turbine in zwei Monaten wieder spannungsgeladen ans Netz geht.

 

 

 

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